Als Georg Friedrich Händel (1685-1759) sein Oratorium Messiah im Jahr 1741 komponiert, ist er schon viele Jahre in London als Hofkapellmeister tätig. Allerdings kommt es Ende der 1730er Jahre zur bekannten Krise in Händels Schaffen, die italienische Oper verliert in London ständig an Publikumsinteresse, er versucht u.a. durch englischsprachige Oratoriums-Kompositionen und eine stärkere Berücksichtigung des Chores wieder Zuhörer zu gewinnen. Im Frühjahr 1741 erwägt Händel ernsthaft, nach Deutschland zurückzukehren.
Für diese Zeit gibt es einen brieflich dokumentierten Plan von Händels Textdichter Charles Jennens (1700-1773), einen Oratorientext auszuarbeiten, der dem Messias-Gedanken verpflichtet ist. Jennens hat bereits den Text zu Saul und 1738 ein Oratorium-Libretto Israel in Egypt als Bibel-Zitate ausgewählt und beginnt im Frühsommer 1741 den Text aus Zitaten des Alten und Neuen Testaments zusammenzustellen. Die Auswahl geschieht in Anlehnung an die Schriftlesungen der Anglikanischen Kirche (Book of Common Prayer). Händel komponiert den Messiah für vier Solostimmen (SATB), Chor und Orchester in kurzer Zeit zwischen 22. August und 14. September 1741.
Das Oratorium beschreibt in drei Teilen die christliche Heilsgeschichte. Im ersten Teil wird auf das Kommen des Messias hingewiesen und von der Geburt Jesu erzählt, der zweite Teil steht ganz im Zeichen der Passion und Auferstehung Jesu und der dritte Teil knüpft an Tod, Jüngstes Gericht und Erlösung an. Den Schluss bildet die Lobpreisung Gottes.
Schon vor der Uraufführung des Messiah am 13. April 1742 in Dublin unter Händels Leitung, angekündigt als »Grand Musical Entertainment«, änderte er einige Passagen ab und fügt neue Nummern hinzu. Bei späteren Aufführungen passt Händel Arien mehrmals den aktuellen Erfordernissen an, insofern gibt es keine ›definitive‹ Fassung dieses Oratoriums. Eine erste Aufführung in deutscher Sprache in der Übersetzung von Klopstock und Ebeling unter Leitung von C.P.E. Bach findet 1775 in Hamburg statt.
Ulrich Prinz